Bei dem Wort „Index“ denkt man in der Regel an Finanzindizes wie den S&P 500 und den Dow Jones Industrial Average, mit denen die Performance bestimmter Aktiengruppen ermittelt wird. Indizes werden jedoch verwendet, um alles Mögliche abzubilden: von der Entwicklung der Verbraucherpreise (Verbraucherpreisindex), über die Stimmung bei den Einkaufsmanagern (Einkaufsmanagerindex) bis hin zu ungewöhnlichen Kennzahlen wie die Rocksaumlänge in der Damenmode (Hemline-Barometer) oder die Kosten eines Big Mac von McDonald’s in verschiedenen Ländern (Big-Mac-Index).

Benchmarks vs. Anlageinstrumente
In der Welt der Finanzen – und speziell im Investmentmanagement – ermöglicht die von einem unabhängigen Index wie dem S&P 500 veröffentlichte Rendite seit jeher, die relative Performance eines Anlageportfolios in Zahlen auszudrücken. Liegt diese Performance über dem Marktdurchschnitt, sagen die Fondsmanager, ihr Fonds habe „outperformt“.

Ein Index darf jedoch nicht mit einem Anlageinstrument verwechselt werden, das sein Berechnungsverfahren auf Indizes stützt. Wenn Anleger behaupten, sie hätten in den S&P 500 investiert, irren sie sich. Sie haben vielleicht in den SPY investiert, einen ETF-Fonds (Exchange Traded Fund), der versucht, die Performance des S&P-500-Indizes abzubilden. Zu diesem Zweck gewichtet der Fonds sein Portfolio auf eine Art und Weise, die den Indexkomponenten entspricht. Indizes an sich sind aber keine Anlageinstrumente, auch wenn sie natürlich zusammenhängen: Häufig hat das Wachstum der letzteren zur Entstehung neuer Indizes geführt. Dennoch sollte zwischen den beiden klar unterschieden werden.

Unterschiedliche Verfahren zur Konstruktion eines Indizes
Die meisten großen, globalen Indizes wie S&P 500, NASDAQ 100, FTSE 100, CAC 40 und DAX werden nach Marktkapitalisierung gewichtet. Das bedeutet: Die größten Unternehmen sind überrepräsentiert. Viele ETFs nutzen Marktkapitalisierungsindizes als Benchmarks und weisen den Aktien großer Unternehmen wie Apple und Facebook, die diese Benchmarks dominieren, mehr Kapital zu. 

Indizes können zudem preisgewichtet, gleichgewichtet oder in ihrer Gewichtung gedeckelt sein („capped“). Der Dow Jones Industrial Average beispielsweise ist ein preisgewichteter Index: Hier wird der Preis jeder Komponente als einziger Faktor zur Berechnung des Gesamtwerts herangezogen. Bei einer Gleichgewichtung wird keine Komponente des Indizes stärker gewichtet als eine andere, so zum Beispiel beim Barron‘s-400-Index. Bei Indizes mit Gewichtungsdeckelung darf die Gewichtung von keinem der Indexmitglieder eine bestimmte Obergrenze überschreiten. Der MSCI World Infrastructure Capped Index etwa enthält Unternehmen, die im Bereich „Infrastruktur“ tätig sind oder entsprechende Werte besitzen. Jeweils ein Drittel von ihnen sind Telekommunikations- und Versorgungsunternehmen, während das restliche Drittel aus den Bereichen Energie, Transport und sozialer Infrastruktur stammt.

Alternativ zu den oben genannten Verfahren gibt es auch die faktor- und fundamentalbasierte Indizierung. Faktorbasierte Indizes konzentrieren sich bei ihrer Zusammensetzung auf bestimmte Risikofaktoren wie Value (geringer Unternehmenswert), Quality, Momentum, Volatility und Yield. All diese Faktoren wirken sich an verschiedenen Punkten im Marktzyklus unterschiedlich auf die Performance aus. Auf Fundamentaldaten beruhende Indizes weisen zwar Gemeinsamkeiten mit manchen faktorbasierten Konzepten auf, wie zum Beispiel beim Faktor Value. Doch sie fassen Wertpapiere nach den Kriterien zusammen, die ein Fundamentalanalyst nutzen könnte, um einzelne Aktien herauszupicken: also in erster Linie nach Performance-Aspekten wie Umsatz, Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und Dividenden.

Eine Aufgabe für sich: das Management
Design und Konstruktion eines Indizes sind oft herausfordernd genug. Doch ein häufig vernachlässigter Aspekt ist der Aufwand, der notwendig ist, um Aktualität und Relevanz des Indizes sicherzustellen. Das betrifft zum einen die Verwaltung von Redundanzen für einen unterbrechungsfreien Live-Betrieb und zum anderen die Speicherung und Normalisierung historischer Daten. 

Zum Management eines Indizes gehört auch die Überwachung von Marktänderungen sowie die routinemäßige Neuausrichtung und Neugewichtung von Komponenten, wann immer dies sinnvoll ist. Ein weiterer Bestandteil des Indexmanagements ist der Aufbau von Indexmanagement-Plattformen (IMPs), mit denen der Nutzer Daten analysieren, verschiedene Komponenten vergleichen und die Ergebnisse visualisieren kann. All diese Aufgaben erfordern ein erfahrenes Entwicklerteam mit Know-how in jedem spezifischen Bereich. Die Developer sollten daher in der Lage sein, APIs in verschiedenen Sprachen zu unterstützen und nutzernahe Anwendungen und Oberflächen zu entwickeln – ob Kundenplattformen oder interne Dashboards.

Last but not least muss die Hard- und Softwareinfrastruktur genannt werden, die Kurs-Feeds, Aggregatoren und Berechnungs-Engines am Laufen hält. Man sollte sich also darüber im Klaren sein, dass das fertige Indexprodukt mehr beinhaltet als ein Verfahren zur Indexberechnung. Denn Wartung und Verwaltung sind mit einem eigenen, nicht zu unterschätzenden technischen Aufwand verbunden. 

Individuelle Berechnung
Der Launch eines neuen Indizes geht mit verschiedenen designbezogenen und methodischen Anforderungen einher: Es müssen nicht nur Daten in verschiedenen Formaten sorgfältig erfasst und normalisiert, sondern auch Berechnungs-Engines mit Test- und Gewichtungsfunktionen entwickelt werden. Vorhandene Technologie-Stacks sollten zudem an externe Publizierungs- und Distributionsanbieter angebunden werden. Darüber hinaus verlangt die Finanzbranche in der Regel, dass der Indexentwickler oder Berechnungsagent beaufsichtigt wird und den Vorschriften der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) und der europäischen Benchmark-Verordnung (EU BMR) entspricht.

Referenzkurse für OTC- Märkte
Im OTC-Bereich, in dem Finanzinstrumente wie Devisen und Kryptowährungen dezentral gehandelt werden, kann es Hunderte von Handelsplätzen und Datenquellen geben. Hier ist die Konsolidierung unterschiedlicher Geld-/Briefkurse in zuverlässigen, aggregierten Referenzkurs-Feeds für Broker ebenso wertvoll wie für Trader. Beispielsweise hat der Anbieter dxFeed verschiedene Daten-Feeds mit Währungspaaren in gemischten Feeds zusammengefasst. Sie gewährleisten maximale Qualität und Zuverlässigkeit und minimieren gleichzeitig die Zahl der Ausreißer.

Auf ähnliche Weise lassen sich gemischte Indizes mit personalisierbaren Wertpapierkörben – wie etwa ausgewählte US-Aktien – konstruieren und als Grundlage für die Entwicklung von Trading-Produkten anbieten. Diese Körbe können die verschiedensten Werte enthalten: die wohlbekannten, unter Einsteigern sehr populären FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google), eine Auswahl von Bitcoin-Alternativen des Kryptowährungsmarkts (Altcoins) oder auch Assets aus speziellen Sektoren wie Goldminen oder grüne Technologien. Broker, die solche Indizes und entsprechende Trading-Produkte anbieten, profitieren von einem deutlichen Wettbewerbsvorsprung – denn die Produktdifferenzierung ist entscheidend.

Makroökonomische Forschung für akademische Einrichtungen
Der Nutzen von Indizes beschränkt sich nicht nur auf die Finanzwelt – auch für die sozio-ökonomische Forschung können sie wertvoll sein. Die Erkenntnisse, die sich mithilfe von Indizes gewinnen lassen, dienen häufig als Grundlage für weitreichende politische Maßnahmen. So misst der Elite Quality Index (EQx) beispielsweise, inwiefern Eliten und die von ihnen propagierten Geschäftsmodelle zur Wertschöpfung beitragen und die gesellschaftliche Entwicklung fördern – oder ob sie durch Rent-Seeking-Praktiken Wert abschöpfen. Eine Indexmanagement-Plattform ermöglicht es Forschern, die zu analysierenden Datensets individuell anzupassen, tiefe Einblicke in die Daten der einzelnen Länder zu gewinnen und zuvor aufwendige, manuelle Prozesse zu automatisieren. 

Benutzerdefinierbare Benchmarks für das Investment Management
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die Erstellung vollständig anpassbarer, interner Benchmarks für die Investment-Branche. Durch die Konstruktion benutzerdefinierbarer Benchmarks können Hedgefonds, Anlagefonds und Family-Offices ihre Investmentprozesse individuell optimieren, statt für diesen wichtigen Teil ihres Geschäfts ältere und gröbere Indexierungsverfahren zu verwenden, über die sie keinerlei Kontrolle haben. Individuelle Lösungen mit einem End-to-End-Management der Prozesse bieten die unterschiedlichsten Vorteile: Sie erlauben es, auf ein verändertes Marktumfeld zu reagieren und Backtests für verschiedene Fondsstrategien durchzuführen. Darüber hinaus lassen sich die Kosten kalkulieren, die durch die Neuallokation von Anlagen unter veränderten Marktbedingungen entstehen. 

Innovative Börsenlösungen
Benchmark- und Börsenanbieter, die sich vom Wettbewerb abheben möchten, können mithilfe von externen Partnern spezielle Indizes für unterversorgte Marktnischen entwickeln. Diese Lösungen bieten Tradern und Analysten nicht nur einen größeren Mehrwert, sondern bilden auch die Basis für neue „Produkte“ wie BitVol: Dieser Index misst die erwartete Volatilität von Bitcoin-Kursen über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Weitere Beispiele sind Indizes, die die Entwicklung der Körperschaftssteuer oder die stetige Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen abbilden.

Fazit 
Auf der einen Seite genial einfach konzipiert, bieten die Finanzmärkte auf der anderen Seite immer wieder komplexe Möglichkeiten, Datenservices in Form der unterschiedlichsten Produkte für sämtliche Zielgruppen bereitzustellen. Durch die Konstruktion von Indexlösungen, die den oben genannten Kriterien und Parametern entsprechen, können die Anbieter unkomplizierte, breit gestreute Investitionen in Korbindizes für die große Anlegermasse zugänglich machen. Gleichzeitig sorgen sie damit für ein Level an Sicherheit, das nur umfassend regulierte Finanzinstrumente bieten – und das institutionelle wie private Anleger guten Gewissens investieren lässt.

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