Backtesting ist einer der Grundpfeiler der Indexkonstruktion, der aber zu wenig wahrgenommen wird. Sicher sind auch andere Arbeitsschritte wie die Beschaffung und Normalisierung qualitativ hochwertiger Daten, die Entwicklung einer geeigneten Auswahl- und Gewichtungsmethodik und die Implementierung einer soliden Indexmanagementstrategie für den Erfolg eines neuen Indizes entscheidend. Doch oft sind es die Backtests und die nachfolgenden Analysen, die das Produkt schließlich in seine endgültige Form bringen.
Nicht selten hängen die Wahl der Feeds, die Aufnahmekriterien und die Gewichtung von den Erkenntnissen ab, die aus umfangreichen Backtests gewonnen wurden. Deshalb ist die analytische Arbeit in der Backtesting-Phase von fundamentaler Bedeutung für das Projekt: Sie sorgt dafür, dass aus der reinen Idee oder einer unausgereiften Methodik ein marktfähiges Produkt wird.
Umfassende Dokumentation dank Backtesting
Von der ursprünglichen Konzeption über die Genehmigung bis hin zu den Marketingmaßnahmen vor dem Launch – in jeder Phase sind Backtestdaten nützlich und wertvoll, und das in vielerlei Hinsicht.
Zum einen ermöglichen Backtests an historischen Daten die Ermittlung methodischer Grenzfälle, in denen etwas hätte schiefgehen können. In diesem Fall lassen sich die Parameter des Indizes so anpassen, dass eine Diversifizierung und eine optimale Performance unter verschiedenen Marktbedingungen erreicht wird.
Zum anderen lässt sich der Index mit Backtests unter verschiedenen Gesichtspunkten beobachten – beispielsweise, wie er in verschiedenen Zeiträumen abschneidet, wie volatil die Renditen sind oder wie groß das Delta zwischen der Performance der aktuellen Implementierung von der Performance anderer Versionen ist.
Hat der Kunde Zugriff auf Backtests, bedeutet das auch, dass er den Indexerstellungsprozess umfassend dokumentieren kann. So ist es ihm möglich, den zuständigen Behörden qualitativ hochwertige Daten zu liefern.
Wenn sämtliche Arbeiten abgeschlossen sind und der Index von allen Beteiligten genehmigt wurde, erhalten die Backtest-Daten eine neue Bestimmung: als Grundlage für Marketingaktionen. Gibt es eine bessere Möglichkeit, ein neues Finanzprodukt an Hedge-Fonds, offene Investmentfonds, Pensionsfonds, Banken, Family Offices oder Einzelinvestoren zu verkaufen, als zweifelsfrei zu beweisen, wie dieses Produkt in der Vergangenheit performt hätte?
Wer Backtest-Daten öffentlich zugänglich macht, schafft bei den Kunden Vertrauen in das betreffende Indexprodukt. Zudem können Investoren mit komplexeren Anforderungen auf diese Weise ihre eigenen Modelle erstellen. Ihr Due-Diligence-Verfahren ist deutlich umfangreicher als bei Kleinanlegern; deshalb hilft ihnen die Bereitstellung möglichst vieler Daten, sich auf das neue Produkt vorzubereiten.
Die BRIXX CRE-Indizes
Im Rahmen des BRIXX CRE-Projekts arbeitete dxFeed mit der MIAX Exchange Group zusammen. Hier fungierte dxFeed als Berechnungsagent für eine Reihe von Immobilienindizes, die die Wertentwicklung verschiedener US-amerikanischer Immobiliensektoren in Echtzeit verfolgen. Die innovative Indexfamilie ermöglicht ein präzises Performance-Benchmarking und ein Engagement über Derivate wie Futures und Optionen. Darüber hinaus eröffnet BRIXX CRE kommerziellen Investoren, deren Unternehmen direkt auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt tätig sind, wertvolle Hedging-Möglichkeiten.
Für das BRIXX CRE-Projekt sollte dxFeed ermitteln, wie die einzelnen Indizes performt hätten, wenn sie 2017 auf den Markt gekommen wären. MIAX hatte bereits eine genaue Vorstellung von dem Index, der konstruiert werden sollte. Während die Advanced Fundamentals Group die methodische Arbeit übernahm, sollte dxFeed analytische Unterstützung leisten.
Nicht immer sind solche Aufgaben unproblematisch, denn die Beschaffung einwandfreier Daten für das Backtesting kann – je nachdem, welcher Sektor betroffen ist – schwierig sein. In diesem Fall aber lieferte MIAX alle relevanten Ausgangsparameter. Da es um Aktienindizes ging, mussten verschiedene Arten von Kapitalmaßnahmen einbezogen werden, die diese Aktien im getesteten Zeitraum beeinflusst hätten. Manuell wäre das mühsam und zeitaufwendig gewesen. Doch mit den von dxFeed entwickelten Tools ließen sich diese Ereignisse so verarbeiten, als wenn sie in Echtzeit geschehen wären. Die Backtests von dxFeed berücksichtigen automatisch alle 10Q-, 10K- und 8K-Berichte an die US-amerikanische Börsenaufsicht und ermöglichen die korrekte Nachbildung des Marktes so wie er sich vor Jahren darstellte.
Dank der Ergebnisse dieser Berechnungen konnten methodische Verbesserungen vorgenommen werden, um im Laufe der Backtesting-Phase die Performance zu optimieren und den Drawdown auf ein Minimum zu reduzieren. Die Methodik wurde damit perfektioniert und in eine Form gebracht, die der Überprüfung durch die Aufsichtsbehörden standhalten kann. In der Forschungsphase sind Annäherungswerte zwar tolerierbar – doch in der Endphase, wenn ein Index genehmigt werden soll und kurz vor dem Launch steht, muss alles so exakt wie möglich sein.
Im Falle der BRIXX CRE-Indizes wollte MIAX die abschließenden Backtests sogar zweimal durchführen lassen. Die ersten Tests liefen Anfang 2020 und die abschließenden Tests gegen Ende des Jahres. Dadurch konnte dxFeed nachweisen, dass die Datenreihen des ersten und des zweiten Backtests übereinstimmten und die Tests in sich konsistent waren.
Wie auf Bild 1 zu erkennen ist, fügen sich die Resultate der später im Jahr durchgeführten Backtests nahtlos an jene der früheren Tests an. Sie ergänzen die ursprüngliche Zeitreihe durch neue Backtest-Daten, als handele es sich um dieselben, fortgeführten Charts. Solche Ergebnisse sind sowohl für den Kunden als auch für potenzielle Aufsichtsbehörden wichtig, denn sie beweisen eindeutig, dass die Tests in sich stimmig sind. MIAX leitete die endgültigen Ergebnisse an die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) weiter. Sie wurden für die Eigenzertifizierung und letztendlich für den Launch von auf den BRIXX CRE-Indizes basierenden Futures-Produkten verwendet.
Die BRIXX CRE-Indexfamilie umfasst derzeit den BRIXX Residential Index (BRIXR), den BRIXX Retail Index (BRIXT), den BRIXX Office Index (BRIXO) und den BRIXX Hospitality Index (BRIXH). Auch der BRIXX Composite Index (BRIXC) gehört zu dieser Produktfamilie. Er stellt eine breitere Benchmark dar und beinhaltet die oben genannten Indizes. Aktuell liefern diese Immobilienindizes Echtzeitdaten zur Entwicklung aggregierter und nicht fremdfinanzierter Immobilienwerte im Wert von mehr als 750 Milliarden Dollar in $/Sqft, $/Key und $/Unit.
dxFeed Value Added Services
Die Indexkonstruktion besteht nicht nur in der Bereitstellung einer Auswahl- und Gewichtungsmethodik, sie hängt auch vom jeweiligen Kundenprojekt ab. Bei MIAX bestand die Aufgabe darin, eine von Dritten recht gut formalisierte Methodik analytisch wasserdicht zu machen. In diesem Fall trugen umfangreiche Backtests zur Ermittlung der optimalen Auswahl- und Gewichtungskriterien entscheidend zur Fertigstellung des Indexprodukts bei.
In manchen Projekten ist eine Zusammenarbeit mit dem Kunden bereits sehr früh erforderlich, um die vorhandene Idee von der Konzeption bis zur Umsetzung zu begleiten. Andere Projekte konzentrieren sich eher auf die Entwicklung und Organisation relevanter Daten-Feeds sowie das kontinuierliche Management des Indizes nach dem Launch.
Dies beinhaltet auch eine Beratung über die Feeds, die sich am besten für die Konstruktion des betreffenden Indizes eignen. Hierbei wird die Liquidität der Feeds der einzelnen Anbieter sowie die Qualität der Daten insgesamt berücksichtigt. Bei Bedarf stehen auch eine große Anzahl eigener Daten-Feeds zur Verfügung. Falls gewünscht, kann dxFeed individuelle, konsolidierte Feeds mit Daten aus verschiedenen Quellen zusammenstellen, um ein Höchstmaß an Datenbelastbarkeit zu gewährleisten.
Über den eigentlichen Indexkonstruktions- und managementservice hinaus bietet dxFeed auch eine umfassende Beratung an. Egal, wie weit die Arbeit am Index gediehen ist oder wie rudimentär das Erstkonzept ist: Auf Wunsch liefert dxFeed einsatzfertige Lösungen oder bringt seine Expertise in ein gemeinsames Projekt mit anderen Anbietern ein, um ein ausgereiftes Produkt zu entwickeln.