„Unusual Options Trading“ bezeichnet eine Strategie, bei der Trader die Optionsmärkte nach ungewöhnlichen Aktivitäten absuchen. Diese Transaktionen sollen Aufschluss darüber geben, wie „Smart Money“ auf dem Finanzmarkt bewegt wird. Als „smart“ gilt das Geld großer Investoren und institutioneller Anleger, denn diese stehen in dem Ruf, einen Informationsvorsprung zu haben. Deshalb empfiehlt es sich für Trader, die Spuren dieser Investoren – aber auch der anderen Marktteilnehmer – zu verfolgen, um zwei Dinge in Erfahrung zu bringen: die Basiswerte, die kurz vor einer Bewegung stehen, und die vermutliche Richtung dieser Bewegung.
Diese hohe Schule des Trading kann zum Teil als Wissenschaft, zum Teil als Kunst betrachtet werden. Ihr Ursprung liegt in den gesammelten Erkenntnissen und Experimenten von Pit-Optionstradern, die über viele Jahre hinweg die Aktivitäten institutioneller Anleger beobachteten, um davon zu profitieren. Im Laufe der Jahre wurde dieses Wissen über Online-Kurse und Webinare weitergegeben und sickerte schließlich auch zu den Retail-Tradern durch.
Der Grund, warum Optionsmärkte für diese Art von Analysen als geeignet gelten, liegt vor allem in ihrer Transparenz. Im Gegensatz zu den Aktienmärkten gibt es im Optionshandel keine Dark Pools. Wenn man weiß, wonach man suchen muss, sind sämtliche Transaktionen sichtbar. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass im Optionshandel viel Volumen mit geringen Kapitalmengen bewegt wird. Optionen sind ideal für institutionelle Händler, die an der kurzfristigen Kursentwicklung teilhaben wollen, ohne die ursprünglich gehandelte Position zu kaufen oder zu verkaufen.
Danach suchen „Unusual Options“-Trader
Wie so oft im Trading geht es den UOA-Tradern (UOA = Unusual Options Activity) vor allem um das Volumen. Insbesondere um große Einzelorders, die zu Volumenspitzen mit einem Vielfachen des durchschnittlichen Tagesvolumens eines Optionskontrakts führen. Relevant sind hierbei Optionen mit einer relativ kurzen Laufzeit und einem Ausübungspreis, der weit über dem Kurs des Basiswerts liegt (Out-of-the-Money-Optionen). Interessant sind für diese Trader auch erhöhte Handelsvolumina, die von einem einzigen institutionellen Anleger auszugehen scheinen. Dies lässt nämlich darauf schließen, dass er über die bevorstehende Entwicklung informiert ist.
Es gibt viele Gründe, aus denen ein institutioneller Anleger große Optionsgeschäfte tätigt. Bislang ging es nur um spekulative Positionen – denn sie sind es in der Regel, die ein UOA-Trader identifizieren und zu seinem finanziellen Vorteil nutzen möchten. Doch um ungewöhnliche Transaktionen mit spekulativem Hintergrund ausfindig zu machen, muss er lernen, große Optionspositionen herauszufiltern, die aus anderen Motiven eröffnet wurden.
Warum institutionelle Anleger Optionen kaufen
Ein Fonds kauft nicht unbedingt Call-Optionen, weil er glaubt, dass der Kurs eines Assets steigt. Ebenso wenig erwirbt er Put-Optionen nur, weil er mit einem Kurseinbruch rechnet. Zur Erinnerung: Call- und Put-Optionen können sowohl gekauft als auch verkauft werden. Umfangreiche, kurzfristige Out-of-the-Money-Optionsgeschäfte könnten also ein Hinweis auf einen institutionellen Anleger sein, der Calls oder Puts veräußert. Um die Dinge aber nicht zu verkomplizieren, bleiben wir beim Beispiel eines Kaufs von Call- und Put-Optionen.
Wie allgemein bekannt, werden Call-Optionen gekauft, um auf einen Kursanstieg zu spekulieren, aber auch, um sich gegen Short-Positionen abzusichern (Hedging). Hier ein Beispiel: Ein Hedgefonds hält eine umfangreiche Short-Position auf einen „Story Stock“ wie Tesla, weil der Wert dieser Aktie im Vergleich zu seinen Mitbewerbern stark überschätzt wird. Um sich vor dem unerwünschten Effekt eines weiteren Kursaufschwungs zu schützen, legt sich der Fonds Out-of-the-Money-Calls von Tesla zu.
Wenn der Kurs gleichbleibt oder fällt, verliert der Fonds zwar die für die Optionen gezahlte Prämie, kann aber von der zuvor bestehenden Short-Position profitieren. Klettert der Kurs weiter nach oben, kann der Fonds die Verluste mit seiner Short-Position ausgleichen. Denn je höher das Wertpapier gehandelt wird, desto mehr verdient der Fonds, wenn er sein Recht auf Kauf der Tesla-Anteile zu einem wesentlich niedrigeren Preis ausübt.
Dementsprechend werden Put-Optionen erworben, um auf einen Kursverfall zu spekulieren, aber auch um sich gegen eine Long-Position zu hedgen. Ein Fonds rechnet beispielsweise damit, dass eine von ihm in großen Mengen gehaltene Aktie schwache Ergebnisse bringen wird. Die zugrunde liegende Investitionsthese bleibt aber optimistisch. Statt also mit dem Wertpapier selbst zu handeln, kauft der Fonds kurzfristige „Out-of-the-Money“-Put-Optionen, mit denen seine Anleger von einem potenziell sinkenden Kurs profitieren.
Wenn der Kurs gleich bleibt oder steigt, verliert der Fonds zwar die gezahlte Optionsprämie, profitiert jedoch vom Halten der Aktie. Bei einem Kursrückgang dagegen kann der Fonds den Verlust seines Portfolios ausgleichen, indem er sein Recht ausübt, die Anteile zu einem höheren Ausübungspreis zu veräußern.
So arbeiten UOA-Dienste
UOA-Händler müssen meist mehrere Tausend börsengehandelte Wertpapiere mit aktiven Optionsmärkten im Blick behalten, um ungewöhnliche Vorgänge aufzuspüren. Wie schon erläutert, suchen sie nach spekulativen Optionsgeschäften institutioneller Anleger, die starke Bewegungen der Basiswerte vorausahnen lassen. Sie benötigen spezielle Verfahren, um das gesamte Spektrum an Optionsaktivitäten automatisch zu durchsuchen und falsch positive Treffer auszusortieren.
Große Transaktionen erfolgen bekanntlich auch im Rahmen von Hedge-Geschäften, die für einen UOA-Trader sehr wenig über die Tendenz des institutionellen Anlegers in Bezug auf einen bestimmten Wert aussagen. Eine Absicherungstransaktion lässt sich aber nur schwer von einem spekulativen Geschäft unterscheiden – denn wie groß die Option gegenüber der gehandelten Position ist, weiß der Trader oft nicht.
Aus diesen Gründen sind im Laufe der letzten Jahre eine Unmenge von UOA-Diensten auf den Markt gekommen. Sie haben den Anspruch, ungewöhnliche spekulative Optionsaktivitäten aufzuspüren und im Falle eines Falles entsprechende Signale zu erzeugen. Um solche UOA-Alerts triggern zu können, kombinieren sie bestimmte Indikatoren: Handelsvolumen vs. Durchschnittsvolumen, Handelsvolumen vs. Open Interest, Out-of-the-Money-Optionen, die weit aus dem Geld notieren, kurze Laufzeiten oder große Blocktransaktionen.
Diese Dienste sind größtenteils auf Trader ausgerichtet. Zudem sind sie unflexibel, da die Kombination der Trigger vom Anbieter vorkonfiguriert wird. Mit ihnen zu arbeiten ist ungefähr so, als würde man eine fremde Strategie verfolgen, ohne eine Möglichkeit der Anpassung zu haben. Eine weitere Schwäche: Häufig erfordern diese Dienste die Nutzung externer Charting-Services, statt die UOA-Meldungen in eine Charting-Plattform einzubinden.
Das macht einen guten UOA-Screener aus
UOA-Alerts können Nutzern aus den unterschiedlichsten Marktsegmenten zeitnahe, umsetzbare Informationen liefern. Voll ausgereift ist ein UOA-Dienst – auch Screener genannt – allerdings erst dann, wenn er die folgenden Kriterien erfüllt:
UOA-Screener sollten vollständig in eine Charting-Plattform integriert sein. Nur so ist es möglich, Chart-Analysen für die Option selbst durchzuführen oder Zusammenhänge zwischen Volumenspitzen am Optionsmarkt und einer nachfolgenden Aktivitätszunahme beim Basiswert zu erkennen.
Darüber hinaus sollten die Meldungen auf historische Daten anwendbar sein. Indem man überprüft, wie sich eine Strategie unter historischen Trading-Bedingungen bewährt hätte, lässt sich ihre Tauglichkeit bestätigen oder in Frage stellen. Diese Möglichkeit ist für jeden, der seine Strategie analysieren und verschiedene Triggerkombinationen testen möchte, äußerst wichtig.
Die dritte und unverzichtbare Voraussetzung für einen leistungsfähigen UOA-Screener ist seine Programmierbarkeit. Sind die Parameter zur Generierung der Alerts nicht konfigurierbar, ist der Nutzer an eine unflexible Strategie gebunden, die sich nicht an veränderte Marktbedingungen anpasst. Anfang 2021 beispielsweise, führte der kometenhaft Aufstieg der Aktie des Videospielhändlers GameStop zu einer ausgewachsenen Katastrophe. Sucht der UOA-Dienst aber stets nach denselben Indikatoren, kann er auf solche Entwicklungen gar nicht reagieren.
Nicht nur Trader profitieren von einem UOA-Dienst
Nicht nur Trader können aus einem Screener Vorteil ziehen. Falls die Daten zu ungewöhnlichen Optionsaktivitäten richtig interpretiert werden und tatsächlich einen Informationsvorsprung erzeugen, sind sie natürlich auch für andere Marktteilnehmer interessant.
Mit einem automatisierten UOA-Screener hätten Aktienbroker, Optionsbroker und andere Market-Maker die Möglichkeit, sich besser auf eine bevorstehende Volatilität einzustellen. Beim GameStop -Debakel beispielsweise hat es die meisten Marktteilnehmer eiskalt erwischt. Doch genau für solche Ausnahmeereignisse sind UOA-Screening-Services gedacht, vorausgesetzt, ihre Trigger können für eine bestimmte Kombination von Ereignissen konfiguriert werden. Selbst im Nachhinein, mit dem heutigen Wissen über den GameStop-Gamma-Squeeze, ließe sich noch ein fähiger Screener programmieren, der UOA-Transaktionen mit stark geshorteten Aktien identifiziert.
Auch Finanzdienstleister, die keinen Optionshandel betreiben, könnten zu den Nutznießern von UOA-Diensten zählen. Broker, die CFDs auf Aktien anbieten, wären beispielsweise gut beraten, ihre Händler mit UOA-Alerts zu beliefern. Da sie ebenfalls mit gehebelten Derivaten auf Basiswerte arbeiten, wären diese Meldungen sehr wertvoll für sie – sowohl im Hinblick auf das Risikomanagement als auch auf die Rendite. Selbst Anlageverwalter oder Family Offices könnten Wege finden, mit diesen Zusatzinformationen ihre Strategien effektiver abzusichern.
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